Montag, 30. August 2010

Vorlesungen und Muskelkater

Hallo,

und wieder ist eine Woche vergangen. Das einzige, was gleich geblieben ist: Die Zeit vergeht hier genauso schnell wie in Deutschland. Besonders an Sonntagen. J

Wie versprochen, erzähle ich euch einiges über meine erste Arbeitswoche an der Uni, und die bestand zum größten Teil aus Training und Vorlesungen.

Jede Woche beginnt um 5.45 Uhr im Kraftraum. Das ganze Team (zirka 22 Männer und 22 Frauen) trifft sich dort, und dann wird sich warmgemacht. Nicht jeder individuell für sich, sondern alle als Team. Es gibt drei Coaches, die speziell für das Krafttraining zuständig sind. Es gibt den Haupttrainer, der alle Übungen ansagt und kontrolliert, dass diese auch ordentlich durchgeführt werden. Die beiden Assistenztrainer gucken, dass die Leute die Aufgaben technisch korrekt ausführen, feuern die Sportler an und helfen auch mal da, wo Hilfe benötigt wird. Danach wird noch geschwommen bis 7.45 Uhr und man kann frühstücken gehen – einige müssen sich allerdings beeilen, um pünktlich zu ihren Kursen zu erscheinen.

Meine Kurse fangen frühestens um 9 Uhr an, sodass ich ausreichend Zeit habe um gemütlich zu frühstücken, zu duschen und mich bisschen auszuruhen. Am Mittag bin ich spätestens um 12 Uhr fertig mit dem Unterricht, das reicht für Mittagessen und um mich noch für eine Stunde aufs Ohr zu hauen. Von 14 bis 16 Uhr findet das zweite Training statt, diesmal komplett im Wasser. Mittwochs findet kein Nachmittagstraining statt, was auch erklärt, warum ich an diesem Tag mehr Unterricht habe als sonst.

Ich habe insgesamt dreimal die Woche am Nachmittag Unterricht (Dienstag, Mittwoch und Donnerstag). Doch wie man sieht, konnte ich alle meine Kurse so legen, dass sie perfekt zu meinem Training passen, was in dieser Art in Deutschland auf keinen Fall möglich gewesen wäre.

Es hat ein paar Tage gedauert, aber inzwischen durchschaue ich auch das amerikanische Uni-System. Man muss über die Jahre eine gewisse Anzahl von Units beziehungsweise Credits gesammelt haben, um sein Diplom zu bekommen. Und jeder Kurs, den man belegt, bringt Credits ein, sofern man ihn besteht. Es ist auch nicht so, dass man direkt anfängt, das Fach zu studieren, in dem man ein Diplom haben möchte, sondern es sind ein paar Kurse vorgegeben, die alle belegen müssen (Generell Education). Andere Kurse kann man frei wählen (Electives), aber alle bringen Credits ein.

Ich habe vier Kurse: Englisch Writing (was für mich als Ausländer ein Pflichtkurs ist), The Greek and the Western (Generell Education), International Relations und Video Game Production (beide Electives). Jeder dieser Kurse bringt mir vier Credits ein, wenn ich am Ende des Semesters bestehe. Und dann muss ich wieder neu wählen beziehungsweise kann dann mit meinen eigentlichen Business-Studium anfangen.

An jedem zweiten Tag treffen wir uns morgens nicht im Kraftraum, sondern im Leichtathletikstadion, wo um diese Uhrzeit schon Hochbetrieb herrscht. Außer uns trainieren dort auch Basketballer, normale Studenten und auch die Auszubildenden der Army. Wir laufen dort für gewöhnlich, machen Stabilisationsübungen für Bauch, Rücken und Rumpf. Und machen kurze, aber knackige Sprints.

Aufgrund der Tatsache, dass es für alle die erste Woche war, hatten wir nach dem Landtraining alle tierischen Muskelkater.

Was sehr auffällt, wenn man das Training vergleicht, ist, dass das Wort „Teamgeist“ hier großgeschrieben wird. Alle trainieren in einheitlicher Kleidung, es wird immer ein Schlachtruf nach dem Training geschrieen, und der Kapitän betont immer wieder, dass wir unsere Übungen als Team machen, als Einheit.

Am Samstag haben wir am Strand trainiert. Wir sind im Sand gelaufen, haben dort Liegestütze, Sit-ups und andere Stabi-Übungen gemacht. Im Anschluss gab es einige Staffeln, bei denen man ins Wasser rennen, bis zu einem bestimmten Punkt schwimmen, zurückschwimmen und den nächsten abklatschen musste. Das war eine schöne Abwechslung zu Schwimmbad und Kraftraum.

Am Sonntag hat mich Sarah Poewe, die ebenfalls für die Deutsche Nationalmannschaft und hier für den Trojans-Klub schwimmt, mit nach Santa Monica genommen und mir ein bisschen diesen Stadtteil gezeigt. Es ist wirklich ein sehr schöner Ort mit einer super Fußgängerzone und dem berühmten Santa Monica Pier, der in vielen Filmen zu sehen ist.

Leider habe ich immer noch keine Kamera, aber es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich dort war, sodass ich noch Bilder online stellen werde.

Ich wünsche euch allen einen schönen Start in die neue Woche und hoffe, dass euch mein Blog und meine Einträge gefallen

Liebe Grüße

Dima

Mittwoch, 25. August 2010

Meine neue Heimat

Hallo Leute,

ich melde mich nun zum ersten Mal aus meiner neuen Heimat, Los Angeles.

Ich lebe hier jetzt schon seit einer Woche, und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Ich denke, am besten mit der Ankunft... J

Nach zirka 15 Stunden Flug bin ich am 15. August auf dem Los Angeles International Airport gelandet. Die Reise war zwar sehr lang, aber komfortabel. Ich habe mir im Flugzeug drei Filme angeschaut („When in Rome“, „Avatar“ und „Just White“) und den Rest der Reise geschlafen.

Angekommen in L.A. wurde ich vom Kapitän des College-Swimteams abgeholt und in mein Wohnheim gebracht, das sich direkt auf dem Campus befindet, und in dem ich das ganze nächste Jahr leben werde. Man kann sich das so vorstellen wie ein Appartement mit drei Räumen, zwei Badezimmern und einem Flur. In jedem Raum stehen zwei Betten, zwei Schränke und zwei Schreibtische, außerdem noch ein kleiner Kühlschrank und eine Mikrowelle. Ich lebe hier also mit fünf anderen „Freshman“-Schwimmern in einer WG.

Die ersten zwei Tage meines Aufenthalts waren sehr anstrengend. Jeder ausländische Student musste am Orientierungsseminar für ausländische Studenten teilnehmen. Das ist auch der Grund, warum ich die ersten zwei Tage alleine im Appartement verbracht habe, weil der offizielle „move-in-day“ am Mittwoch war. Im Seminar haben wir den Campus gezeigt bekommen und einige Sachen mit auf den Weg bekommen. Der Campus ist wirklich sehr beeindruckend, es ist ein riesiges Gelände mit sehr schönen Gebäuden. An deutschen Unis unvorstellbar: Für jede Sportart gibt es eine eigene Halle beziehungsweise ein eigenes Feld. Also: Basketball, Football, Baseball, Leichtathletik, Fußball, Golf, Tennis, Volleyball und natürlich auch Schwimmen, Springen und Wasserball. Außerdem gibt es noch diverse, sehr moderne Kraft-/Fitnessräume und eine sehr gut ausgestattete Physiotherapeutische Anstalt.

Am zweiten Tag habe ich mit meiner ID auch meine UCS-Karte bekommen. Diese Karte verschafft mir Zutritt zu allen Gebäuden auf dem Campus. Außerdem habe ich kein Limit, was das Essen angeht, das heißt, ich kann in den drei Kantinen, die hier auf dem Gelände verteilt sind, so oft essen gehen wie ich möchte. Zum Glück ist nur zehn Meter vom Eingang meines Wohnheims der Eingang der besten Kantine…

Das Buffet ist sehr vielseitig, das bedeutet für Sportler, dass sie die Möglichkeit haben, sich sehr ausgewogen und gesund zu ernähren. Es stehen aber auch regelmäßig Burger, Grilled Cheese und Hot Dogs auf dem Speiseplan, aber, wie gesagt, es ist ein Buffet – und jeder entscheidet selbst über seine Ernährung.

Was mich angeht, versuche ich 24 Stunden ein Athlet zu sein. Das bedeutet, dass jede Entscheidung, die ich treffe, kompatibel mit meinem Sport sein muss, und dazu gehört auch eine sportgerechte Ernährung.

Da die Schule und das Training erst nächste Woche anfangen, hatte ich auch Freizeit, sodass ich schon fast meine gesamte Mannschaft kennenlernen konnte. Mittlerweile sind auch die anderen „Freshmen“ eingezogen. Sie alle kommen aus Amerika, also durften sie erst am Mittwoch einziehen. Wir haben ein paar sehr lustige Abende mit der Mannschaft verbracht. Ein paar von den älteren Jungs, die Autos haben, haben uns dann auch zum Strand mitgenommen (Manhattan Beach), ich konnte außerdem auch schon die Innenstadt besichtigen und aus einem der Wolkenkratzer auf die Stadt blicken. Leider habe ich noch keine Digitalkamera, sonst könnte ich die Bilder hochladen.

Den Samstag hab’ ich fast komplett damit verbracht, mich in verschiedenen Läden für die Trainings- und Schulsaison zu präparieren. Unter anderem habe ich ein Fahrrad gekauft – das mir leider am nächsten Tag während einer Besprechung für alle neuen Athleten gestohlen wurde, obwohl ich es selbstverständlich mit einem Schloss abgeschlossen hatte. Darüber habe ich mich sehr geärgert, aber ich hoffe einfach, dass es das Wertvollste ist, was ich in Amerika verliere, denn es gibt Schlimmeres.

Damit möchte ich auch meinen Post abschließen, und im nächsten Post könnt ihr über die erste Vorlesung in meinem Leben und das anstehende Training lesen.

Ich grüße alle aus dem sonnigen Kalifornien

Dima

Dienstag, 10. August 2010

Neuer Lebensabschnitt

Hallo,

ich möchte Euch herzlich auf meinem Blog willkommen heißen.
Im Januar bot mir die University of Southern California (USC), die ihren Sitz in Los Angeles hat, ein Vollstipendium an.

Dank meiner Finalteilnahmen bei den Kurzbahn-Europameisterschaften 2009 war der
Trainer der USC, Dave Salo, auf mich aufmerksam geworden – er wollte mich in sein erstklassiges Collegeteam holen. Die Universität kontaktierte mich genau zu der Zeit, in der ich mir ernsthafte Gedanken machte, wie es für mich nach dem Abitur weitergehen sollte.

Dass ich studieren wollte, das stand bereits fest. Ich wusste aber nicht, an welche deutsche Uni ich gehen sollte. Oberste Priorität hatte für mich schon immer der Sport, und das sollte auch weiterhin so bleiben, schließlich hängt mein ganzes Herzblut am Schwimmen. Nachdem ich mich intensiv über Sportstipendien informiert hatte, war mir klar, dass ich aufgrund der beispielslosen Bedingungen und vor allem der Kommunikation zwischen Sportklub und Universität in den USA studieren möchte.

In Deutschland ist es nun mal viel schwieriger einen so zeitintensiven Sport wie
Schwimmen und ein Studium unter einen Hut zu bringen. Außerdem werde ich in den USA mit den mehreren der besten Schwimmer der Welt trainieren. Olympiasieger Oussama Mellouli, der österreichische Schwimmstar Markus Rogan und der brasilianische Lagenspezialist Thiago Pereira sind nur einige große Namen, die sich dort gemeinsam auf ihre Ziele vorbereiten. Auch von der akademischen Seite betrachtet ist die USC eine in den USA und weltweit
Hoch angesehene Universität. Was die Kurswahl betrifft, kann ich mich jederzeit Zeit umentscheiden. Vorerst habe ich mich für „ Business Administration“ eintragen lassen.

Ich glaube, die geplanten vier Jahre werden eine tolle Zeit werden und deshalb möchte ich soviel wie möglich davon festhalten. Mittels Fotos, Videos und Posts auf meinen Blog werde ich Euch auf dem Laufenden halten und euch an meinem neuen Lebensabschnitt teilhaben lassen.

Diese Woche habe ich, nach einer vierwöchigen Pause, mit meiner neuen Saison begonnen. Zu meinem eigenen Erstaunen habe ich mich außergewöhnlich gut im Wasser gefühlt. Vielleicht liegt es an der großen Motivation, die ich habe, weil ich in die USA gehe, vielleicht auch an der letzten Saison, in der ich sehr viel und gut trainiert habe; jedenfalls scheint es mit, als hätte ich kaum an Wassergefühl verloren.

Da jetzt, außer der Fertigstellung des Visums, nichts Organisatorisches mehr meiner USA-Reise im Wege steht, freue ich mich sehr auf meine letzten Wochen in Deutschland bevor ich in meine „New World“ reise. Allmählich wird mir auch klar, worauf ich mich da eigentlich eingelassen habe. Es ist schon ein mulmiges Gefühl meine Familie, meine Freundin, meine Freunde und meinen Trainer, mit dem ich schon seit fümf Jahren zusammenarbeite und all meine Erfolge zu verdanken habe, zurückzulassen und alleine in ein fremdes Land zu ziehen. Aber nichtsdestotrotz kann ich es kaum erwarten, dort mein neues Leben zu beginnen.